St. Peter und Paul Gerlingen

Kath. Kirchengemeinde Gerlingen
St. Peter und Paul und St. Andreas

Maximilian-Kolbe-Platz 2
70839 Gerlingen

Biblische Texte und was sie meinen

Kommt Homosexualität in der Bibel vor?

In der, von beiden Seiten sehr emotionalen, Diskussion über die Anerkennung von gleichgeschlechtlichen Paaren und deren Segnung, werden immer wieder Bibelstellen dazu verwendet um zu belegen, dass Gott Homosexualität verabscheut. Dabei betrachten die Leser:innen einzelne Sätze und beachten nicht den Kontext, in dem die Schriften entstanden sind. Bei Romanen, Lexikon-Artikeln und Rezepten machen wir das nicht! Niemand überspringt ganze Seiten in einem Roman und wundert sich dann, dass etwas anderes passiert. Wichtig ist also zu wissen wer, was, wann und an wen schreibt. Diesen Fragen geht die Bibelwissenschaft nach. Sie kommen größtenteils zu folgendem Ergebnis: Keine Stelle der Bibel verurteilt gleichgeschlechtliche Liebe!

Es ist „alarmierend, wenn einzelne biblische Sätze aus einem komplexen System herausgerissen und in der Sexualethik angewandt werden. […] Biblische Worte und Texte werden gerne als verpflichtend angesehen, wenn sie das bestätigen, was man selbst für gut hält. Tun sie das nicht, werden sie als Zeugnisse einer vergangenen Lebenswelt abgebucht. Die Aufgabe einer christlichen Kirche und ihrer Theologie ist immer, ins Gespräch mit den Texten der Bibel zu gehen und das in Sensibilität für die jeweils gegenwärtige gesellschaftliche Situation zu tun. Die Bibel ist ein Kanon aus unterschiedlichen Schriften, in denen es Spannungen und Widersprüche gibt. Diese Vielfalt ist gewollt und spiegelt die Vielfalt der Menschen auch unserer Zeit“ (Zitat https://www.katholisch.de/artikel/19245-an-keiner-stelle-verurteilt-die-bibel-homosexualitaet)

Im Folgenden werden die prominentesten der missverstandenen Bibelstellen kurz erläutert

Gen 19,4-7

Dort steht: „Sie waren noch nicht schlafen gegangen, da umstellten die Männer der Stadt das Haus, die Männer von Sodom, Jung und Alt, alles Volk von weit und breit. Sie riefen nach Lot und fragten ihn: Wo sind die Männer, die heute Nacht zu dir gekommen sind? Bring sie zu uns heraus, wir wollen mit ihnen verkehren. Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloss sie hinter sich zu und sagte: Meine Brüder, tut doch nicht das Böse!“

Was die Männer von Sodom hier einfordern ist fremdenfeindliche anale Vergewaltigung und keine dauerhafte homosexuelle Beziehung. Sie wollen ihre Macht gegenüber den Fremden zeigen, indem sie sie sexuell erniedrigen. Nichts davon geschieht in einer gesunden Beziehung!

Lev 18,22

In Lev 18,22 steht geschrieben: „Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel“. Auf den ersten Blick ist es eindeutig: Ein Verbot von Homosexualität. Ist es aber nicht. Im Kontext der damaligen Zeit liest man hier nur das Verbot der Verschwendung von Samen. Nachkommen zu zeugen war für das Überleben der Nomaden- und Dorfgemeinschaft sehr wichtig. Hier wird keine auf Dauer angelegte homosexuelle Beziehung verboten.

Die Erkenntnis gewinnt man, wenn man sich die vorherigen Stellen anschaut, in denen eine sexuelle Handlung verboten wird: Es ist immer verboten, wenn die Gemeinschaft in Gefahr ist – wenn also keine Nachkommen gezeugt werden.

Heutzutage hat der Geschlechtsakt aber nicht mehr nur den Aspekt die eigene Blutlinie fortzuführen sondern ist Ausdruck der dauerhaften Liebe zwischen Menschen. Auch die Aufgaben der Nachkommenschaft als Altersvorsorge hat der Staat inzwischen inne.

Randbemerkung in Lev 11,10 wird über den Verzehr von Meeresfrüchten auch von Gräuel gesprochen.

Paulinische Briefe

Röm 1.26 und der Kontext in den Versen davor und danach sprechen von Analverkehr als Folge dessen, dass man falschen Göttern dient. Sexualität als Form der religiösen Hingabe wird hier verurteilt. Und es geht wieder nicht um eine auf dauerangelegte Liebesbeziehung sondern um den reinen Geschlechtsakt.

Andere Briefe, die dem Paulus zugeschrieben werden und auch die Evangelien sprechen immer wieder von „Unzucht“. Hiermit ist alles gemeint – wieder dem Kontext der damaligen Zeit geschuldet  – was nicht der Fortpflanzung diente.

Einige Exeget:innen sind der Meinung, dass sich Paulus vorallem auf Pädophilie bezieht, weil im griechischen Original Wörter verwendet werden, die auf Lustknaben hinweisen.